Ortsverein Bonn-Holzlar-Hoholz
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Waffen für die Ukraine

von Gerd Eisenbeiß                                                               07.02.2015

Lieber Freund,

Du bist empört, dass niemand der Ukraine Waffen liefert, obwohl sie einer offen-kundigen russischen Eroberungs-Aggression ausgeliefert ist. Da müssten wir Europäer und insbesondere die Amerikaner doch helfen, sonst nehme sich Putin, was er will.

 

Du hast damit meinen ohnmächtigen Zorn stimuliert, denn es ist in der Tat unerträglich, dass ein europäischer Staat über einen anderen herfällt und sich Territorien offen wie im Falle der Krim oder mühsam verdeckt wie in Donezk und Lugansk aneignet. Aber Zorn ist kein guter Ratgeber!

 

Ich jedenfalls glaube, aus dem traurigen Schicksal des Irak, Libyens und Syriens sowie der ägyptischen Doppelwende lernen zu müssen, dass wir außerhalb des NATO-Gebietes hinnehmen müssen, was archaische Gewalt bewirkt.

Es klingt sicher fast zynisch zu bemerken, dass in Sadam Hussains Irak weniger Leid, Armut und Tote zu beklagen waren, als auf Grund seines Sturzes durch Intervention.

Auch im Falle Syriens ist lange schon klar, dass die autoritäre Herrschaft der Assads weniger Menschen geschädigt oder getötet hat, als der Aufstand (und seine Bekämpfung durch Assad) gegen ihn letztlich verursacht hat und noch immer verursacht. Wirtschaftlich war das Land auf gutem Weg und religiös tolerant. Hier hat sich der Westen zwar aus den Aufständen heraus gehalten, aber das Ergebnis der Entwicklung ist sicher schlimmer als ein Fortbestand der laizistisch modernisierenden Assad-Herrschaft.

Ich sage das nicht, um den Aufständen gegen Assads Herrschaft das Recht zur Auflehnung abzusprechen – nein, solche ge- oder missglückten Aufstände hat es in aller Welt immer gegeben. So wurden auch in Europa Herrscher gestürzt, nicht zuletzt auch das Janukowitsch-Regime in Kiew. Ich sage das, weil sich die Anti-IS-Allianz verrannt hat, als sie jede Zusammenarbeit mit  Assad verweigerte. Niemand kann mehr die Illusion hegen, nach Assad werde ein demokratischer Rechtsstaat in Syrien entstehen.

 

Auch im Falle Ägyptens ist aus der Machtergreifung des neuen Herrschers  nicht zu folgern, auch dieser müsse nun bekämpft werden, sondern wir müssen akzep- tieren, dass ägyptische Machtfragen in Ägypten und nirgends sonst zu klären sind. Aber im Kampf gegen den IS auf dem Sinai oder auch in Syrien/Irak darf die Anti-IS-Allianz  nicht auf Ägypten verzichten. Und das libysche Chaos zeigt, dass mit dem Sturz Gaddafis nichts gewonnen, aber viel verloren wurde – viele Leben, viel Wohlstand und wahrscheinlich viel Glück.

 

Das heißt für den Ukraine-Krieg, dass wir auch dort jenseits von Diplomatie und ein wenig wirtschaftlichem Druck keine Chance haben zu verhindern, was pure Gewalt der Atommacht Russland bewirkt.

Mit ohnmächtigem Zorn werden wir das militärische Ergebnis zur Kenntnis nehmen und anschließend doch mit Russland zusammenarbeiten müssen – illusionsfrei darüber, dass es sich um eine autoritär regierte, aggressive Macht handelt.

Nur so wird auch Russland sich wieder mäßigen und eines nicht so fernen Tages wieder ein verlässlicher Nachbar sein, um einige tausend Quadratkilometer und einige Millionen Einwohner größer, was im Übrigen das große Russland nicht größer macht, als es schon ist.

 

Die Alternative ist doch in all diesen Fällen, das gegenseitige Töten und Zerstören zu verlängern. Im ukrainischen Fall ist zudem klar, wer den durch Waffenlieferun- gen verlängerten Krieg zu bezahlen hat: wir Europäer und insbesondere Deutschland, denn die Ukraine ist schon wirtschaftlich am Boden und wird es umso länger bleiben, je länger sie die Illusion eines gewinnbaren Krieges pflegt.

 

Was von der Ukraine übrig bleibt, wenn Putin satt ist, hat den Vorteil, homogener zu sein mit weniger inneren Konflikten.

Das mag nun dem einen oder anderen oder gar den US-Republikanern zu feige sein; aber das sollten wir ertragen, denn nur diese Zurückhaltung verhindert weitere Tote, Verstümmelte, Verelendete und ein Ausbluten der Zentral- und West-Ukraine.

Auch mag man einwenden, im Falle des IS könne man doch auch nicht einfach zusehen. Dem ist entgegenzuhalten, dass dort keine unangreifbare Atommacht zu bekämpfen ist, und dass der Kampf gegen den IS in der Tat eine Sache der umliegenden islamischen Staaten bleiben muss, so unsympathisch der eine oder andere darunter ist.

 

Man muss es bedauern, dass die Gewalt auch in Europa zurück ist und dass wir ihr gegenüber wehrlos sind. Aber das ist doch besser, als dass noch mehr Kinder Europas auf Schlachtfeldern und in zerbombten Gebäuden sterben.

 

Eines ferneren Tages, da bin ich sicher, wird sich auch Russland der in seinem Namen verübten Verbrechen seit  Oktober 1917 schämen, aber noch ist die Zeit der Zaren und Diktatoren, der Herrschaft des Nationalismus und der Lügen in Russland nicht vorbei!

Jessica Rosenthal - Politik aus Überzeugung - Für Bonn, für unser Land
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