Ortsverein Bonn-Holzlar-Hoholz
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Fluchtursachen bekämpfen

                             Fluchtursachen bekämpfen                                 Kurz- und mittelfristig hoffnungslos!

Eine Analyse von Gerd Eisenbeiß , 17. Juli 2018

 

Fazit vorweg: Die nachstehende Detailbetrachtung lässt klar erkennen: wir im Norden haben kaum Einfluss auf die Fluchtursachen. Nur wenn die Afrikaner ihre Probleme selbst lösen (siehe Eritrea/Äthiopien oder vielleicht jetzt auch Süd-Sudan), Korruption bekämpfen und ethnische Konflikte befrieden, sich an demokratische Spielregeln halten, fallen Fluchtursachen weg.

Wo dies geschieht, sollte Europa kräftig helfen und investieren, Vorbilder also belohnen.


Die folgende Tabelle zeigt die Herkunftsländer der meisten Flüchtlinge

Syrien:                                                6.290.908

Afghanistan:                                       2.621.091

Südsudan:                                          2.439.848

Myanmar:                                           1.106.555

Somalia:                                                986.382

Sudan:                                                  691.430

Kongo:                                                  611.875

Zentralafrikanische Republik:                545.525

Eritrea:                                                 464.136

Burundi:                                               439.329

 

Fast alle Länder liegen in Afrika bis auf die Bürgerkriegsländer Asiens: Syrien, Afghanistan und (sehr speziell) Myanmar.


Kommentar zu den 10 Ländern in Bezug auf „Fluchtursachen bekämpfen“:
- Syrien: Bürgerkrieg vieler, teilweise islamistischer Gruppen und Banden, die wohl auch nicht besser sind als die Assad-Diktatur. Trotz heftiger diplomatischer Anstrengungen Ratlosigkeit! Russland und Iran hätten genug Einfluss, wollen aber erst den totalen militärischen Sieg. Militärische Gegenoffensive sinnlos, ja sie würde das Elend verstärken.


- Afghanistan: islamistischer Bürgerkrieg in einer mullti-ethnischen Stammesgesellschaft. Trotz militärischer Intervention und kräftiger Unterstützung der legalen, gewählten Regierung aussichtslos


- Süd-Sudan: dieser erst jüngst geschaffene Staat ist sofort in Stammes- und Personenrivalitäten versunken. Wiederholte Einigungsversuche zwischen den beiden Hauptkontrahenten bisher keine Befriedung. Ratlosigkeit im Rest der Welt.


- Myanmar: Ursache ist der ethnisch-religiöse Hass der buddhistischen Mehrheitsgesellschaft auf die muslimischen Rohingas. Ratlosigkeit beim Rest der Welt.


- Somalia: islamistischer Bürgerkrieg sowie Zerfall des Staates im Norden (Somaliland, Puntland)


- Sudan: Bürgerkrieg in einigen westlichen Provinzen; brutale Diktatur. Da hat niemand ein Rezept trotz internationalem Haftbefehl gegen den Diktator.


- Kongo: im Grunde ein gescheiterter Staat mit einem Usurpator an der Spitze ohne wirklichen Einfluss auf das riesige Land (80 Mio. Einwohner auf 2,3 Mio. km²).
Typischer „Rohstoff-Fluch“


- Zentralafrikanische Republik: ethnisch religiöser Bürgerkrieg zwischen „christlicher“ Mehrheit und muslimischer Minderheit; Staat und Entwicklung findet praktisch nicht statt


- Eritrea: Eritrea hat sich nach seiner Abspaltung von Äthiopien 1991 als Ein-Parteien-Diktatur völlig abgeschottet und einen unsinnigen Dauerkrieg mit Äthiopien geführt, das ebenso stur auf unwesentlichen Territorialansprüchen ohne Wert bestand. Gerade der deshalb drakonische Wehrdienst hat unzählige junge Männer in die Flucht nach Europa getrieben (teilweise hat das Regime sich noch am Schmiergeld für Ausreisegenehmigungen bereichert). Es herrschte bei klarer
Analyse allenthalben Ratlosigkeit, bis es kürzlich einen Regierungswechsel in Äthiopien gab; und siehe da: Friede ist vereinbart und die Fluchtursache dürfte beseitigt sein – nicht durch Intervention von außen, sondern durch Einsicht der Gegner.


- Burundi: dieses Nachbarland Ruandas (ehemalige deutsche, dann belgische Kolonie) hat sehr viel Ähnlichkeit mit seinem Nachbarn hinsichtlich Vergangenheit, Bevölkerung aus Hutu und etwa 14%Tutsi sowie dem grausamen ethnischen Bürgerkrieg (besser Massaker an Tutsi). Beide Staaten werden nur formal demokratisch, also eher autoritär regiert. Aber während Ruanda einen nicht korrupten, an allgemeiner Entwicklung interessierten Staatspräsidenten hat, ist Burundi unter seinem Autokraten nicht aus dem Sumpf von Korruption und „Rassen“-Konflikten herausgekommen. Resultat: Ein Ruander ist heute doppelt so gut situiert als ein Burunder. Aus all diesen Gründen fliehen Menschen in so großer Zahl aus Burundi, während Ruanda als afrikanischer Tigerstaat gelten kann, aus dem kaum Flüchtlinge, sondern begabte Studenten kommen.

 

Diese Analyse deckt weite Bereiche das afrikanischen Kontinents nicht ab, nicht die Maghreb-Staaten oder Ägypten noch die vielen Staaten im Sahel oder südlich bis nach Kapstadt. All diesen Staaten ist aber mit den besprochenen gemeinsam: ihre durchaus meist beachtliche Entwicklung hält nicht Schritt mit dem Zuwachs an Menschen. Dies ist nicht nur ein fast hoffnungsloser Wettlauf zwischen Bevölkerungszahlen und allgemeiner und Bildungsinfrastruktur, sondern insbesondere in vielen Ländern auch die rapide Abnahme von agrarisch nutzbarem Boden pro Kopf. Oft
nimmt sogar diese Fläche absolut ab, weil sich Wüsten und Städte ausbreiten und Wasser fehlt. Gleichzeitig greifen insbesondere Araber und Chinesen nach afrikanischer Agrarfläche, um die Ernährung ihrer Länder zu sichern.


Die weitere Zuspitzung von echter Armuts- und Hunger-Migration ist also programmiert. Dabei geht es nicht um eine, sondern um hunderte Millionen Menschen, die in Afrika zusätzlich ihre Lebensgrundlagen finden müssen.
Das wird viel Migration verursachen – nach Süden in die feuchteren Gebiete an der Guinea-Küste und Richtung Kongo und nach Norden auf die drei (Fast-) Landbrücken nach Andalusien, Italien und Israel/Türkei.


Da muss Europa auch aus Eigeninteresse helfen: am besten mit klaren Schwerpunkten dort, wo die Menschen selbst die Kardinalprobleme erfolgversprechend anpacken, also etwa in Ruanda, Ghana und ein paar anderen stabilen, gut regierten Ländern mit dem Ziel zu zeigen, dass sich Frieden und Kampf gegen Korruption sowie Achtung der Menschenwürde auszahlt.


Und zu dieser Strategie gehört auch, jene Rohstoffkonzerne zu korrektem Verhalten zu zwingen, die sich noch immer wie zu Kolonialzeiten benehmen und die Korruption der Eliten willig befördern.

Anhang: Fallstudie Niger
Niger ist ein muslimischer Staat am Mittellauf der Niger, der aus Mali kommt und nach Nigeria weiter fließt.
22 Mio. Einwohner, 1,26 Mio. km²(2 Drittel Wüste Sahara, 1 Drittel Sahel, 3% sind agrarisch bebaubar), in verschiedenen Wohlstandsindizes rangiert Niger ganz weit hinten. Die Landwirtschaft leidet unter Desertifikation und Abholzung, also zunehmender Trockenheit und Brennholzknappheit.
75% der Exporte sind Uran für französische Kernkraftwerke; der Staat ist zu 33% beteiligt.
Das politische System ist formal-demokratisch mit zweifelhaften Wahlen, zuletzt 2016 die 92%-Wiederwahl des Präsidenten bei Wahlboykott der Opposition. Amtssprache ist Französisch, dazu kommen 10 Nationalsprachen.
Niger hat die weltweit höchste Geburtenrate mit 7,3 Kindern pro Frau und deshalb eine Zuwachsrate von 3,2% pro Jahr. Für 2050 werden 66 Mio. erwartet! Regierung und ausländische Helfer kämpfen für Verhütung; Trumps Rückzug aus allen solchen internationalen Programmen wird einen spürbaren Rückschlag erster Erfolge verursachen.
Zugleich ist Niger ein Land mit der höchsten Analphabeten-Rate: 77% (92%) bei Männern (bei Frauen) zwischen 25 und 64. Auch in Niger geht die Zahl der Kinder pro Frau scharf zurück, wenn die Frauen Bildung erwerben und entsprechenden Berufen nachgehen.


Die Natur des Landes wird seine Menschen nicht ernähren können!
Niger ist also nicht nur Durchgangsland von Migranten6,
die durch Libyen ans Mittelmeer und nach Italien/EU wollen,
sondern auch demnächst Herkunftsland vieler Migranten!

Jessica Rosenthal - Politik aus Überzeugung - Für Bonn, für unser Land
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