Ortsverein Bonn-Holzlar-Hoholz
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Tempolimit auf allen Autobahnen Und der „Gesunde Menschenverstand“

Eine Argumentation mit Zahlen Von Gerd Eisenbeiß, 22. Januar 2019

Nun wird wieder über ein Tempolimit gestritten.

Dazu habe ich schon in meiner Zeit als Programmdirektor Verkehrs- forschung im DLR einige Daten gesammelt und später aktualisiert.

Der derzeitige CSU-Verkehrsminister sieht den gesunden Menschenver- stand verletzt, wenn man für ein allgemeines Tempolimit plädiert.

Mein Verstand tickt anders und ist gesund.

 

Es gibt zwei gute Motive, auch die letzten Straßen ohne Limit zu begrenzen: Unfälle und Spritverbrauch/Klimaschutz.

 

Bei der Autobahn ohne Tempolimit handelt es sich um einen kleinen Teil des deutschen Straßennetzes, um etwa 16.500 km Autobahn (8.700 km Autobahn sind bereits limitiert). Zu den Unfallzahlen am Beispiel 2014: auf den Autobahnen starben damals 375 Menschen, pro 1000 km also etwa 14,9 (15,6 ohne und 13,3 mit Tempolimit). Außerdem gab es 5700 Schwerverletzte, pro 1000 km also 226 (242 ohne und 196 mit Tempolimit).

 

Unterstellt man, dass die Unfallzahlen bei allgemeinem Tempolimit denen gleichen, die bei bereits limitierten Strecken beobachtet werden, kann man abschätzen, dass etwa 40 Tote weniger zu beklagen wären, wenn es keine unlimitierten Autobahnstrecken gäbe. Bei den Schwerverletzten ging es 2014 um 800, die bei allgemeinem Tempolimit vermieden worden wären.

 

Es wurde auch die Unfallursache "überhöhte Geschwindigkeit" erfasst; es waren 2011-2014 bei 721 tödliche Unfälle, davon 207 Toten  auf den limitierten Strecken. Hieraus errechnen sich 25 Tote pro Jahr durch überhöhte Geschwindigkeit, die bei durchgehendem Tempolimit hätten vermieden werden können. Man kann auch feststellen, dass die Unfälle auf den nicht limitierten Strecken „schwerer“ waren, d.h. z.B. anteilig mehr Tote im Verhältnis zu Verletzten.

 

Wäre ich noch aktiver Wissenschaftler würde ich diese Zahlen für die Jahre 2015 bis heute überprüfen, da gibt es gewiss Schwankungen, die das qualitative Bild aber nicht ändern dürfte.

 

Nun zu den ökologischen Aspekten am Beispiel der CO2-Emissionen. Dazu sagt eine Modellrechnung des UBA, ein allgemeines Tempolimit von 120 km/h spare grob 3 Mio t CO2 von 200 Mio. t, also 1,5%, bei Limit 130 km/h, wie jetzt wieder diskutiert, wär es natürlich spürbar weniger.

 

Sollte es bis 2030 zu erheblichen Anteilen von Elektroautos kommen, würde nicht nur die CO2-Einsparung durch Tempolimit weiter sinken, sondern auch die allgemeine Fahrgeschwindigkeit, weil diese die ohnehin kritische Batteriereichweite einschränkt. Damit würden sicher auch die  geschwindigkeitsabhängigen Unfallzahlen sinken.

 

Fazit: Es bleibt dem Einzelnen oder "der Politik" überlassen, wie zwischen solchen Todes- und Schwerverletztenzahlen, dem Klimaschutzeffekt und einem Tempolimit abzuwägen ist. Ich sehe keinen guten Grund gegen ein Tempolimit von 120 oder 130 km/h – ich fahre selbst nur sehr selten schneller.

 

Wer dabei den „gesunden Menschenverstand“ verletzt sieht, wie unser Verkehrsminister, dem fehlt wohl derselbe (um das Wortspiel beSCHEUERt  zu vermeiden).

Jessica Rosenthal - Politik aus Überzeugung - Für Bonn, für unser Land
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