Ortsverein Bonn-Holzlar-Hoholz
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Überlegungen zu Krypto-Währungen am Beispiel Bitcoin

Gerd Eisenbeiss, Bonn, 3. Dezember 2017

 

Vorwort: Vor einiger Zeit war ich als Vortragender bei Spitzenmanagern des Bankwesens eingeladen. Außer mir sprachen Professoren über Finanz- und Wirtschaftsthemen, am Ende aber ein Vertreter einer Luxus-Uhren-Marke aus der Schweiz. Ich lernte, dass und wie man Menschen dazu bringen kann, 20 bis 50.000 Fränkli für eine Armbanduhr auszugeben, die auch nicht mehr kann, als die Uhrzeit anzeigen. Ich begriff, dass dies dadurch möglich wird, dass man eine Sache nur deshalb will/kauft, weil man denkt, dass das andere auch attraktiv finden. Natürlich gehört dazu Exclusivität, d.h. Knappheit. Genauso funktioniert die Bitcoin-Hype.

 

Die gegenwärtige Hype um die Bitcoin-Spekulation fasziniert Journalisten und Beobachter. Es werden Fälle sagenhafter Gewinne geschildert, aber nie analysiert, wer dabei die entsprechenden Verluste macht. Und die Gewinne sind sagenhaft im wahrsten Sinne des Wortes: man kann davon ausgehen, dass der Anfangskurs von 1 $ pro Bitcoin über den Gestehungskosten der „Schöpfer“ lag. Um Wert durch Knappheit zu schaffen, wollen diese Schöpfer nur 21 Mio. Bitcoins schöpfen, d.h. beim gegenwärtigen Kurs von über 20.000 $ pro Bitcoin (18.12.2007) wäre der Endstand 420 Mrd. $ wert, wenn die Hype das nicht noch auf das Doppelte bringt. Diese Summe ist dann all denen zugeflossen, die bis dahin diese Bitcoins mit Gewinn verkauft haben. Dieser Wohlstand ist ihnen also ohne jede produktive Gegenleistung zugeflossen – bezahlt durch einen fast unmerklichen Wohlstandsverlust der Allgemeinheit – letztlich wie beim Lotto, wo aus geringen Spieleinsätzen von vielen Millionen Menschen wenige Millionäre werden.

Ich kann nicht verstehen, warum dieses Zocken in einem Schneeballsystem nicht verboten wird!

Auch der CEO von JPMorgan Chase sowie Warren E. Buffet sehen im Bitcoin ein Betrugs- b.z.w. Schneeballsystem.

Und so scheint der Mechanismus zu funktionieren, über den die Medien ebenso klar berichten sollten, wie über die Spekulation-Gewinne, über Blockchain-Technologie und Nachahmer mit anderen solchen Digital-Währungen: Da ist zunächst die Gruppe von Leuten, die mittels Computern Bitcoins zur Welt bringen - bis zur Grenze von 21 Millionen. Diese Leute haben zwar Kosten bei Hardware und Software, aber man darf wohl davon ausgehen, dass sie riesige Gewinne machen.

Zu wessen Nachteil? Der primäre Käufer hat "echtes Geld" hergegeben, also verloren, bis er die Bitcoins weiter verkauft. Erweisen sie sich als unverkäuflich, ist er der Verlierer. Im Allgemeinen ist allerdings der Kurs bei deutlichen Schwankungen gestiegen. Wenn also unser Primär-Erwerber seine Bitcoins mit Gewinn verkauft, ist auch er Gewinner. Sein Käufer ist nun der Verlierer, bis er wiederum einen Käufer findet, der mehr bezahlt. Und so geht es weiter wie in allen Schneeballsystemen, die sich noch stets als Betrugssysteme erwiesen haben.

Am Ende, wenn niemand mehr daran glaubt, einen weiteren Käufer zu höherem Preis zu finden, fällt der Bitcoin-Kurs ins Bodenlose. Dann haben also die Letztbesitzer allen Vorbesitzern deren Gewinne bezahlt.

Einzuräumen ist eine Alternative: Die Letztbesitzer beginnen, die Bitcoins als Geld in Handel und Verträgen einzusetzen, d.h. der Kurs der Bitcoins bleibt in etwa konstant wie andere Währungen auch. Da netto keine Bitcoins mehr in andere Währungen getauscht werden, bleibt der Verlust virtuell. Die Spekulation hört zwar nicht auf, stabilisiert sich aber auf dem Niveau anderer Währungsspekulationen. Alle, die in der Kauf- und Verkauf-Kette Spekulations-Gewinne gemacht haben, behalten diese, sind also leistungslos reich geworden.

Aber auch ein solcher Endzustand mit Bitcoins als „stetiger“ Währung ist nicht erstrebenswert, denn durch das gewollte Fehlen demokratisch staatlicher Regulierung wird diese Währung zu einem Förderprogramm der Kriminalität, des Schwarzmarktes und des Terrorismus. Ob die letzten EU-Beschlüsse, Bitcoin-Handelsplattformen anonyme Transaktionen und solche mit Prepaid-Karten zu untersagen, ein wirksames Mittel dagegen sind, kann ich nicht beurteilen – in Anbetracht der Internationalität dieser Transaktionen aber auch nicht glauben.

Und wer ist dann der Verlierer? Alle wegen der erleichterten Hinterziehung von Steuern! Und wer bezahlt die Gewinne der Bitcoin-Spekulanten? Es ist die Allgemeinheit über eine winzige Geldentwertung, die der Geldschöpfung entspricht, die ja Ansprüche an das Sozialprodukt legitimiert, denen keine entsprechende Produktion gegenüber steht.

 

Also eine Riesen-Schweinerei!

 

Dr. Gerd Eisenbeiss, Bonn, 19.12.2017

 

PS

Um auf das Vorwort zurück zu kommen, sei bemerkt: was immer der die ersten Käufer bewegt haben mag, Bitcoins zu erwerben, Spielerei, Kriminalität oder Technologie-Begeisterung, nach kurzer Zeit kauften die meisten, weil sie hofften, dass andere auch kaufen. Dabei kann man mit Bitcoins noch nicht einmal die Uhrzeit bestimmen. So kann ein Nichts mit gewissem Wert für Steuerhinterziehung, Korruption und Schiebung zum Wert werden – vielleicht, weil letztlich auch alles Geld nur Wert hat, weil wir glauben/vertrauen, dass es von anderen gewollt wird.

Jessica Rosenthal - Politik aus Überzeugung - Für Bonn, für unser Land
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